Wirkprinzip

Der Psoas-Muskel

Der menschliche Körper hat eine Muskelgruppe, die bei Stress und traumatischen Erfahrungen eine besondere Rolle spielt. Diese Muskelgruppe nennt sich Psoas. Der Psoas liegt tief im Inneren des Körpers und verbindet den Rücken mit dem Becken und den Beinen.

Im Falle einer Bedrohung ist es der Psoas, der es uns ermöglicht, zu kämpfen oder zu fliehen. Ist Kampf oder Flucht nicht möglich, so schützt uns diese Muskelgruppe vor Verletzungen. Durch das Straffen des Psoas-Muskels rollt sich der Körper zusammen, um die inneren Organe zu schützen. Der Zustand des Psoas ist somit ein Gradmesser für das persönliche ‚Sicherheitsgefühl‘ eines Menschen (entspannt und flexibel = Sicherheit, angespannt und starr = Gefahr).

Der Psoas Muskel ist bei vielen Menschen chronisch verspannt. Unser schnelllebiger moderner Lebensstil und der damit verbundene Stress bringen uns ständig in die Anspannung. Kampf oder Flucht sind selten möglich und die bereitgestellte Energie verbleibt dauerhaft im Körper. Der Körper befindet sich damit innerlich in einem dauerhaften Zustand der Übererregung.

Genau an dieser Stelle setzt TRE® an. Durch die TRE®-Übungsreihe wird das neurogene Zittern in den tiefsitzenden Muskelschichten des Psoas aktiviert und der Muskel kann entspannen.

Das Zittern sorgt für nachhaltige Entspannung im Körper

Datei:Neurologische Reaktion bei Trauma, Stress und Tremor Response.pdfTraumafolgesymptome entstehen, wenn der Körper nach einem traumatischen Ereignis in der Übererregung stecken bleibt. Die Verarbeitung der traumatischen Situation ist neurobiologisch gesehen noch nicht abgeschlossen. Der Körper bleibt in einer Art Wiederholungsschleife, in der Hoffnung das Trauma irgendwann loszuwerden. Das neurobiologische Muster, was in der traumatisch erlebten Situation entstanden ist, wird ständig wiederholt. Immer wiederkehrende Gefühle und Erinnerungen sind auch ein Beispiel dafür. Das unverarbeitete Trauma wird durch körperliche Prozesse aufrechterhalten. Das sympathische Nervensystem verbleibt in der Aktivierung und die Muskeln bleiben angespannt. Dies ist ein fataler Kreislauf, man nennt dies auch „Trauma-Schleife“. Die Situation kann nicht abgeschlossen werden und in der Folge können sowohl physische als auch psychische Folgesymptome entstehen.

Der Körper spielt bei der Entstehung von Trauma eine zentrale Rolle. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse haben sich in den letzten Jahren körperorientierte Therapieverfahren entwickelt. Wenn ein Trauma im Körper entsteht, dann kann es auch über den Körper geheilt werden. Der Körper hat durch neurogenes Zittern eine natürliche Fähigkeit traumatische Situationen ohne Folgeerscheinungen zu überstehen. Das neurogene Zittern ist ein Selbstheilungsmechanismus des Körpers zur Entladung nach einer traumatischen Erfahrung. TRE® dient nur dazu, diesen Mechanismus wieder zu aktivieren. Die Übungen helfen dem Körper sich selbst zu helfen, indem sie ihn an seine eigenen Möglichkeiten „erinnern“. Den Rest macht der Körper selbst. Durch das Zittern sendet das zentrale Nervensystem Signale an das Gehirn, dass die Gefahr vorüber ist. Damit endet die Wiederholungsschleife und das Trauma wird auf körperlicher Ebene gelöst.

Stress verursacht im Körper ähnliche Reaktionen wie ein traumatisches Erlebnis. Im Unterschied zu einem Trauma sprengt er nicht die eigenen psychischen Bewältigungsmechanismen. Trotzdem verursacht er Spannungen, die über lange Zeit festgehalten werden. TRE® Übungen sind daher nicht nur für Menschen mit traumatischen Erfahrungen hilfreich, sondern sie helfen auch alltäglichen Stress abzubauen und eine tiefe Entspannung zu erreichen.